Irgendwie aus einem ihr nicht bekannten Grund hatte Anevay Kopfschmerzen. Sonst hatte sie nie welche und die Tatsache, das sie ihren Kopf erst jetzt richtig "bemerkte" war absurd. War es nicht immer so, das man den Großteil seiner Körperteile erst Aufmerksamkeit schenkte, wenn sie negativ auffielen?
Aber wahrscheinlich tauchte sie gerade erst aus einer Art Schockzustand auf, die Schmerzen zogen sich immer langsamer und in einer fast schon widerlichen Intensität über ihren Rücken zu ihren Beinen hinunter. Bilder, verschwommene Eindrücke von Steinen, kaltem Wasser und alles verschluckender Dunkelheit. Sie musste den einen oder anderen Stein umarmt haben. Tatsache. Die blauen Flecke und kleine Schürfwunden hatten ihre eigene unmissverständliche Sprache. Wie hatte es soweit kommen können? Waren sie laut gewesen? Hatte einer der etwas schweren Reisegefährten seinen Körper gegen eine Wand gestoßen? Wieso war die Höhle eingebrochen, als sie gerade darin waren. Bei dem Gedanken an die Höhle überfiel sie ein leichter Schauer. Unbefangen würde sie eine enge Höhle sicherlich nie wieder betreten können. Diese trüben Gedanken würden die anderen sicherlich auch quälen, und sie selbst würde sicherlich noch davon träumen.
Im Moment half ihr die wärmende Kraft der Sonne alles in einem nicht so dunklen Licht zu sehen, es war wieder einmal erstaunlich wie etwas so simples, etwas das man stets erwartete und voraussetzte das Gemüt aufhellen konnte. Sie wusste nicht welchen Tag sie hatten und sie hatte auch beinahe ihre "Mission" vergessen.
Noch immer starrte sie gedankenverloren auf den reißenden Fluss. Hatte sie da gerade eine Feder gesehen?
Zelmas Ruf lies sie herum fahren, der Rest ihres Zopfes, der nun eine nasse, verfitzte Masse war, schlug ihr bei dieser relativ schnellen Drehung auf den Rücken und einen Kurzen Moment glaubte sie zu schwanken. Dunkle Punkte liesen das Bild vom Kiesstrand verschwimmen und sie breitete Hilfe suchend die Arme aus. Sie versuchte ruhig zu atmen und nach einem kurzen drehen stand sie wieder fest.
Die anderen waren alle aufgewacht, keinem schien etwas zu fehlen. Sie waren anscheinend im gleichen körperlichen Zustand wie sie selbst. In der Mitte, also zwischen den anderen lag ihr geliebter Mantel, der restliche Inhalt ihrer Tasche war in einem miserablen Zustand, sie konnte es genauso gut hinter den nächsten Busch werfen, es weiter mit zu schleppen war eh sinnfrei.
"Zelma? Wir sind hier drüben. Gehts dir gut?"
Sie war wirklich besorgt. Nie hatte sie über andere wirklich nachgedacht, immer nur ihre kleine Welt, ihr erbärmliches, stupides Leben beklagt. Aber als Zentauer, sie hatte nun wirklich keinen kleinen schmalen Körper, die Panik dieser "Wasserreise" durch stehen zu müssen erschien ihr um das Vielfache grausamer als ihr Los.
Langsam wanderte ihr Blick wieder über die Gesichter der anderen. Was sollten sie jetzt tun? Myneawy lag vor ihnen, sie waren klitschnass und jemand fehlte.
"Also....was machen wir jetzt?"
Unsicher sah sie die grünen Wipfel der Bäume, den grauen Kies und die Gesichter der anderen an. Ja. Was nun?
[ist ratlos]